Preisträger
Der ERSTE PREIS (10.000 Euro) des Wächterpreises geht gemeinschaftlich an die Landeskorrespondenten Karin Dauscher („Die Rheinpfalz“, Ludwigshafen), Bastian Hauck („Rhein-Zeitung“, Koblenz), Sebastian Stein („Trierischer Volksfreund“) und Stephen Weber („Allgemeine Zeitung“, Mainz). Angesichts des Ausmaßes der Ahrtal-Flut 2021 taten sich die vier zusammen, um Ursachen und Verläufe dieser Katastrophe aufzuklären und zu beschreiben. In mehr als 100 Beiträgen enthüllten sie behördliches und politisches Versagen. Sie deckten Vertuschungsversuche auf und erzwangen die Herausgabe brisanter Dokumente. Sie sorgten für Klarheit, wo andere sich aus der Verantwortung stehlen wollten. Sie lösten mit ihrer Arbeit ein politisches Beben aus, in dessen Folge u.a. der Innenminister des Landes zurücktreten musste. Das Team der vier Tageszeitungen hat im Sinne des Wächterpreises für Aufklärung gesorgt und so der demokratischen Öffentlichkeit einen gewichtigen Dienst erwiesen.
Den ZWEITEN PREIS (6.000 Euro) erhalten Nicola Meier und Vivian Pasquet („Süddeutsche Zeitung“, München) für ihre Reportage über einen tragisch verlaufenen Notarzteinsatz bei einem sechs Monate alten Jungen. Er wurde fälschlicherweise behandelt wie ein kleiner Erwachsener und erhielt demnach Medikamente in zu hoher Dosis – eine Folge des Umstands, dass in der Notarztausbildung die Behandlung kleiner Kinder keine Rolle spielt. Die hervorragend recherchierte und stilistisch glänzende Reportage macht dem Wächterpreis alle Ehre. Zu hoffen bleibt, dass diese „Versorgungslücke“ (so der Titel der Arbeit) möglichst schnell geschlossen wird.
Mit dem DRITTEN PREIS (4.000 Euro) werden Angelika Kleinhenz, Jonas Keck und Henrik Rampe (Main-Post“, Würzburg) ausgezeichnet. In aufwändiger Recherche hat das Team der „Main-Post“, unterstützt vom Bayerischen Rundfunk, aufgedeckt, dass in einem ohnehin sehr trockenen Gebiet in Unterfranken Industrie, Landwirtschaft und Haushalte unkontrolliert Grundwasser entnehmen können, ohne dass der Wasserhaushalt überwacht würde. Gegen große Widerstände hat das Team Daten eingefordert und sogar eingeklagt, einen eigenen Datensatz zusammengestellt, ausgewertet und übersichtlich dargestellt, wie solche Gefahren für die Versorgungssicherheit vermieden werden können – im Sinne eines „konstruktiven Journalismus“.
Die Preisträger wurden von einer unabhängigen Jury unter dem Vorsitz von Moritz Döbler, Chefredakteur der „Rheinische Post“, Düsseldorf, ausgewählt. Die weiteren Jury-Mitglieder sind Hans Eggert (Dresden), Dr. Laurent Fischer (Bayreuth) und Dr. Anna Sauerbrey, (Hamburg). Die Stiftung vergibt den Wächterpreis seit 1969.
Preisverleihung im Kaisersaal des Frankfurter Römer
Zur diesjährigen Feierstunde im Frankfurter Römer am 27. Juni 2024 betonte die Stadträtin Dr. Ina Hartwig, die selbst lange Jahre journalistisch tätig war, in ihrer Begrüßung, dass unabhängiger Journalismus „als höchstes Gut geschützt und verteidigt werden muss“. Daher seien Preise wie der Wächterpreis, die den Einsatz der Journalisten würdigen, so wichtig.
Der Festredner Nathanael Liminski, Minister für Bundes- und Europangelegenheiten, Internationales sowie Medien des Landes Nordrhein-Westfalen und Chef der Staatskanzlei, betonte, dass qualifizierter Journalismus gerade in Zeiten „einer immer fragmentierteren Öffentlichtkeit“ unerlässlich sei. Die Diskurse in den sozialen Netzwerken glichen häufig einer konfusen „Kakophonie“, wo Meinungen und Fakten schwer auseinanderzuhalten seien. Da sei es nicht verwunderlich, dass viele Menschen überfordert und hilflos seien. Das führe immer öfter zu einer Abstinenz von Nachrichten. „Eine Demokratie kann sich diese Abstinenz seiner Bürger von Nachrichten, Informationen und Rechten aber nicht leisten“, betonte er. Und da Qualitätsjournalismus für ein freiheitliches System so wichtig sei, sollten Zeitungsverlage bei der digitalen Transformation unterstützt werden. Hier müssten staatsfern Rahmenbedingungen gesetzt werden, ohne die Glaubwürdigkeit der Medien zu gefährden. Er sprach auch das Verhältnis von Presse und öffentlich-rechtlichem Rundfunk sowie die Umkrempelung des Medienmarktes durch die KI an, im Zusammenhang mit Letzterem auch das Leistungsschutzrecht.
Im Anschluss übernahm der Jury-Vorsitzende Moritz Döbler (Chefredakteur „Rheinische Post“ Düsseldorf) die Preisverleihung:
Reihe: Juryvorsitzender Moritz Döbler, Minister Nathanael Liminski, Stephen Weber, Karin Dauer, Sebastian Stein, Bastian Hauck, Stadträtin Dr. Ina Hartwig, Gebhard Ohnesorge (Geschäftsführer Stiftung „Freiheit der Presse“) – 2. Reihe: Henrik Rampe, Jonas Keck, Angelika Kleinhenz, Vivian Pasquet